Bei der Jahrestagung der Gleitschirm-Sektion der FAI (CIVL) ist es an diesem Wochenende zu einer bahnbrechenden Entscheidung zur Einführung einer neuen Wettbewerbsklasse für Gleitschirme (Competition Class, CC) gekommen. Noch bis kurz vor dem Treffen hatte es so ausgesehen, als seien die diversen Positionen von Herstellern (PMA), Gleitschirmverbänden (EHPU), CIVL-Vertretern etc. kaum unter einen Hut zu bringen. Doch am Ende der Diskussionen stand wohl die Einsicht, dass es kontraproduktiv wäre, den aktuellen Zustand mit Wettbewerbsschirmen in der EN-D Klasse auf Dauer beizubehalten. So wurde mit Kompromissen von allen Seiten nahezu einstimmig entschieden (Quelle: Swissleague , CIVL u.a.):

Ab 2015 sollen Cat-1 Wettbewerbe (Welt- und Kontinentalmeisterschaften) nur noch mit Schirmen mit einer neu zu schaffenden EN-CC Zertifizierung geflogen werden dürfen (oder EN-Schirmen niedrigerer Klassen, die den technischen Auflagen der CC-Klasse entsprechen). Für EN-CC Schirme gilt:
  • Schock- und Lasttest gemäß EN 926-1
  • Streckung maximal 7 (nach einer definierten Formel berechnet)
  • Höchstgeschwindigkeit von 65 kmh
  • Flugtests gemäß EN-D (EN 926-2), aber nur mit Gewichtsbelastung an der Obergrenze und mit einer wettbewerbsgerechten Flugkonfiguration (Gurtzeug) geflogen. Die Testpiloten dürfen nach 1 Sekunde eingreifen.
  • Die Schirme müssen mindestens 90 Tage vor einem Wettbewerb zugelassen sein

Desweiteren wurde auch entschieden, dass Piloten im Cat-1 Wettbewerb künftig entweder eine Rettung, die mit beiden Händen zu erreichen ist, oder zwei Rettungen mitführen müssen.

Interessant an dieser Entwicklung ist vor allem die Frage, wie sich solche Regeln auf Cat-2 Wettbewerbe (Landesmeisterschafte etc.) auswirken werden. Sollten die konstruktiven Beschränkungen der CC-Klasse (z.B. Streckung von 7) von den nationalen Verbänden auch dort eingeführt werden, könnte dies indirekt zu einem de facto Konstruktionsdeckel für  EN-C und EN-D-Schirme führen. Denn kaum ein Pilot würde einen teuren Leistungsflügel kaufen wollen, den er nicht auch im Wettbewerb fliegen könnte. Und der Anreiz für Hersteller, in diese Richtung zu entwickeln, wäre dahin.

Der neue, allgemeine Trend könnte dann heißen: Größte Leistung pro Streckung (unter 7). Erreichbar ist das entweder mit weniger Leinen und/oder einer höheren aerodynamischen Güte der Flügel. Da die Leinenreduktion freilich das Verhängerrisiko erhöht und das Bestehen des Lasttests erschwert, dürfte in Zukunft vor allem dem aerodynamischen Feinschliff der Kappen ein immer größeres Gewicht zukommen. Dabei sind Hersteller im Vorteil, die gut ausgestattete Entwicklungsabteilungen mit Spezialisten in der computergestützten Strömungssimulation besitzen.