Geht Hannes Papesh zu Advance? In der Branche wird viel in diese Richtung spekuliert. Doch der Ex-Konstrukteur von Nova hat noch andere Pläne. // Foto: DHV |
Hannes, seit wann war für Dich klar, dass Du Nova als Konstrukteur verlassen wirst?
Mit diesem Gedanken habe ich schon seit Jahren gespielt. Das aktuell über die Bühne gegangene Szenario ist auch schon lange vorbereitet. Die Entscheidung ist dann aber doch recht kurzfristig gefallen, als ein Angebot meinerseits abgelehnt wurde.
Hat Dein Weggang auch etwas mit Symbolik zu tun. Nova wird dieses Jahr 25, siehst Du da die Zeit gekommen für eine neue Generation?
Nein. Ich sehe die Zeit gekommen für meine schon lange herbeigesehnte Freiheit. Die neue Generation, namentlich mein Nachfolger Philipp Medicus als Konstrukteur, machte meinen Abgang aber möglich. Ich wollte ja kein Chaos bei Nova zurücklassen. Immerhin hängen einige persönliche Schicksale an dieser Firma.
Du sagst, Du wärst nun in der Halbzeit Deiner Karriere. Wie und wo stellst Du Dir die zweite Halbzeit vor?
Ich freue mich darauf, in einem ausgewogenen Team mit übereinstimmendem Potential, Anspruch und Einsatz arbeiten zu dürfen. Wir haben viele Idee, die auf eine Realisierung warten. Uns verbindet die Faszination Fliegen in allen Facetten. Wir wollen auf alle Fälle authentische Kompetenz verkörpern. Uns verbindet die Orientierung auf die Technik und deren Herausforderungen. Das wahre Kapital ist das Wissen!
Du sprichst von Team und wir. Mit wem wirst du künftig zusammenarbeiten und was ist Deine Rolle dabei?
Aktuell ist es noch zu früh, öffentlich Namen zu nennen. Wir sind aber dabei, soviel sei verraten, etwas Neues aufzubauen. Ich bin der, der alle zusammen gebracht hat und aktuell auch der Motor dahinter. Meine Rolle sehe ich als die des verspielten Ideen-Bringers und Computer-Fuzzis.
Was reizt Dich an dem Wechsel und der neuen Aufgabe besonders?
Ich will Qualität, Anspruch und Motivation mit Gleichgesinnten teilen. Ich will die Freiheit haben, den eigenen Anspruch zu erfüllen und sich nicht mit Kompromissen zufrieden geben zu müssen. Perfektionismus ist ein Dorn, aber auch der Antrieb, Herausragendes zu schaffen.
Ist für einen Perfektionisten bei Nova kein Platz?
Perfektionismus ist Luxus, den man sich hart erarbeiten muss. Im Team müssen alle diesen Anspruch mit tragen und bereit sein, ihren Beitrag zu leisten.
Du hast mit Deinen Konstruktionen den modernen Gleitschirmbau mit geprägt. In welchen technischen Bereichen siehst Du noch das größte Entwicklungspotenzial?
Ich denke, dass wir das ursprüngliche Versprechen des Gleitschirmfliegens - einfaches und sicheres Fliegen für Jedermann - endlich umfassend umsetzen müssen. Die Leistung ist schon längst gut genug. Wir brauchen mehr Einfachheit, mehr Sicherheit, mehr Komfort. Nach nunmehr bald 30 Jahre Gleitschirmentwicklung haben wir viel mehr technische Möglichkeiten als früher. Trotzdem sind die Basisgeräte im aktuellen Angebot nur für eine viel kleinere Zielgruppe geeignet, als es das anfängliche Gundkonzept war. Meines Erachtens ist das eindeutig ein Rückschritt.
Was verstehst Du unter Komfort bei Gleitschirmen?
Komfort ist für mich das gute, sichere Gefühl. Höhe macht instinktiv Angst. Es braucht ein sehr ausgewogenes, super gedämpftes und leicht beherrschbares System um dieser Angst auch in turbulenten Bedingungen Herr zu werden. Erst wenn man sich sicher fühlt, wird man das Fliegen genießen können.
An welcher Stelle geht Dein Traum vom einfachen und sicheren Gleitschirmfliegen über das Konzept von Novas SuSi hinaus?
Das wird man hoffentlich bald mal sehen.
Du bist einer der wenigen Konstrukteure, die ihre Software selbst entwickelt haben. Wirst Du auch weiter in diese Richtung arbeiten?
Ja sicher: Softwareentwicklung und das Consulting der Konstrukteure, die damit arbeiten, wird weiterhin ein wesentlicher Bestandteil meiner Tätigkeit bleiben. Es macht mir sehr viel Freude, wenn die von mir entwickelten Werkzeuge auch von anderen erfolgreich eingesetzt werden. Auch verschafft mir dieses Standbein Freiheiten, die ich auf der anderen Seite nützen kann - zum Beispiel um eine eigene Produktentwicklung tatsächlich so lange voranzutreiben, bis das Ergebnis perfekt ist.
Dein Nachfolger bei Nova ist Philipp Medicus. Was kann er besser als Du?
Philipp ist auch selber Testpilot. Das ist ein großer Vorteil. Es birgt zwar auch die Gefahr, sein eigenes "Baby" zu wohlwollend zu beurteilen. Durch die ihm eigene kritische Denkweise glaube ich aber, dass Philipp dieser Herausforderung sehr gut gewachsen ist.
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