Unerwartete Grenzen der großen Fliegerfreiheit? Armin Harich
begutachtet einen stabilen Zaun an einer Straße in Namibia.
Wer im Niemandsland dahinter landet, könnte vom Rückholer
abgeschnitten sein. // Bild: Vimeo - A. Harich
"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo." Dieser Refrain des österreichischen Künstlers André Heller beschreibt treffend, wie Flachland-Crack Armin Harich zu einem besonderen XC-Vorhaben kam. Große, geschlossene Dreiecke im Flachland sind sein Traum, am liebsten als Rekord geflogen. Wo könnte so etwas möglich sein, fragte er sich. Seine Suche auf der Weltkarte fand einen Ort: Namibia. Dort fliegen Segelflieger extrem weite Strecken in extrem großen Höhen in extrem starker Thermik mit extrem viel Spaß. Das wollte Armin auch, allerdings mit dem Gleitschirm. Zumal seine Recherchen in einer faszinierenden Meteo-Theorie mündeten.

In Namibia gibt es ein stark ausgeprägtes Seewindsystem, das sich jeden Tag neu entwickelt und dann parallel zu Küstenlinie im Inland eine ausgeprägte Konvergenzlinie formt. Sollte es nicht möglich sein, sich weiter im Osten mit einer Seilwinde in die Höhe schleppen zu lassen, am Vormittag mit dem Wind in Richtung Küste zu fliegen, dann einen zweiten Schenkel in der Konvergenz gen Süden abzureiten, um schließlich vom Seewind angeschoben zum Ausgangspunkt zurückzukehren? Strecken von mehr als 237 km, dem aktuell noch gültigen Dreiecksrekord von Pierre Boujoux aus dem Jahr 2003, könnten auf diese Weise geflogen werden, ermittelte Armin per XC-Dreiecksplanung. Zumindest in der Theorie. Die will er jetzt dem Praxistest unterziehen.

Gleich fünf Mitstreiter hat er gefunden, die mit ihm eine XC-Expedition nach Namibia unternehmen. Es sind Fliegerprofis wie Thermikbuch-Autor Burkhard Martens, Oliver Teubert, Ralph Schlöffel, Markus Henninger sowie Sonja Zeyfang als Windenfahrerin und Rückholerin. Ab dem 4. Dezember soll ihr Abenteuer offiziell starten. Dann können die Flüge auf der eigens eingerichten Homepage der XC-Expedition per Livetracking verfolgt und in Berichten nachgelesen werden.

Ob tatsächlich Rekorde fallen? Dahinter steht ein großes Fragezeichen. Armin reiste schon voraus und erkundete die lokalen Verhältnisse. Die Thermik der trockenen Steppe wird von Dust Devils beherrscht. Die Gebiete, die es zu überfliegen gilt, sind kaum von Straßen erschlossen. Die Hauptstraßen sind zudem von hohen, stabilen Zäunen gesäumt. Eine Außenlandung im von Wildtieren durchstreiften Niemandsland könnte ein Alptraum für Piloten und Rückholer werden.

"Wir wollten ja Abenteuer und etwas Neues. Das werden wir bekommen", schrieb Armin schon im Expeditions-Blog. Der und die Facebook-Seite der Gruppe wird in den nächsten Tagen sicher noch mit einigen spannenden Geschichten gefüllt.