Die britische Öko-Aktivistin Sacha Dench flog 7000 km auf den Spuren der Zwergschwäne von Russland  bis nach Großbritannien. Zuletzt kreuzte sie den Ärmelkanal per Motorschirm. 

Die "Schwanenfrau" Sacha Dench flog als erste Frau mit
dem Gleitschirm über den Ärmelkanal. // Quelle: WWT
Es war eine sensationelle Reise für einen guten Zweck. Sacha Dench (41) wollte mit ihrem Streckenflug auf das Schicksal der Zwergschwäne aufmerksam machen. Die ziehen jedes Jahr im Herbst von ihren Brutgebieten in der russischen Tundra zu den Überwinterungsregionen rund um die Nordsee, darunter auch Großbritannien. 1995 wurden noch knapp 30.000 Tiere gezählt, doch seither ist diese Zahl auf unter 20.000 gefallen. Warum die Population schwindet, ist unklar. Vermutet wird als Grund eine übertriebene Jagd und der Verlust von Futterhabitaten.

Sacha Dench, die für die Vogelschutzorganisation Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) arbeitet, war vor rund zehn Wochen in Nordrussland mit ihrem Motorschirm gestartet - zur gleichen Zeit, wie auch die Zwergschwäne ihren Vogelzug dort beginnen. Am Montag vollendete sie eine der wichtigsten Etappen ihrer Reise: Sie kreuzte - als erste Frau mit einem Motorschirm - den Ärmelkanal. 30 Kilometer flog sie dabei über Wasser, um schließlich die britische Insel zu erreichen. Am Dienstag will sie dort dem britischen Parlament eine Petition überreichen, um die Regierung unter anderem dafür zu gewinnen, 100.000 Hektar Feuchtgebiete neu zu schaffen bzw. zu renaturieren, die den Schwänen als wichtige Futterstandorte dienen.

Der GPS-Track einiger Zwergschwäne. Die Flugroute von Sacha Dench
ist hellblau gefärbt. // Quelle: Flightoftheswans.org
Projekte zur Erforschung des Vogelzugs mithilfe der Begleitung durch Gleitschirm- oder Drachentrikes hat es schon häufiger gegeben. Ein Beispiel ist das Waldrapp-Projekt, das neu ausgewilderten Waldrapp-Vögeln den Zugweg von den Nordalpen in die Toskana zeigen soll.

Der Flug von Sacha Dench sticht hervor, weil er zum einen eine so große Distanz überspannte, zum anderen 11 Länder kreuzte und dabei auch über sehr entlegene, teils unlandbare Regionen führte.

Der Flug war nicht als Anleitung für die Zwergschwäne gedacht, um diese nach Hause zu führen. Einige Tiere waren zwar mit GPS-Trackern ausgestattet, um auf der Homepage des Projektes Flightoftheswans.org auch ihre Flugroute live darstellen zu können. Tatsächlich flogen die Schwäne typischerweise etwas schneller als Sacha, und vor allem zogen sie auch nachts, weswegen sie einige Tage früher in den Wintergebieten ankamen. Doch mit ihrem Begleitflug auf gleicher Route musste Sacha gar nicht mit den Vögeln mithalten, um ihre Ziele zu erreichen. Sie wollte vor allem die Aufmerksamkeit der Medien entlang der Strecke und in ihrem Heimatland gewinnen.

Über der russischen Tundra. Welche Farbe ist landbar?
// Quelle: WWT - Dan Burton 
Einfach war die Reise keineswegs. In der russischen Tundra war es teils schon bitterkalt. Zudem bot die Landschaft wenige Landemöglichkeiten. Sacha Dench berichtete in ihrem Blog, auf Twitter und Facebook unter anderem davon, wie sie im Tiefflug über den faszinierend gefärbten Moos- und Flechtenflecken kreuzte, um zu lernen, welche Farben trockene, und welche feuchte, also unlandbare Zonen markierten.

Bei einer missglückten Landung in Russland verdrehte sich Sacha derart ein Knie, dass sie das Projekt schon fast hätte abbrechen müssen. Doch mit einer speziellen Beinschiene stabilisiert, ließ sie sich von lokalen Piloten beibringen, wie man einen Motorschirm mit berädertem Sitzrahmen startet und fliegt. Von da an war sie große Teile der Strecke mit einem Trike unterwegs - stets am Boden begleitet von einer unterstütztenden Crew.

Ihr größter Flugwunsch blieb Sacha allerdings versagt: Sie wäre gerne noch mit dem Motorschirm die Themse entlang bis ins Herz von London geflogen, um dort einmal mehr für ihr Anliegen zu werben. Doch während Schwäne über London gerne gesichtet werden, bekam die Schwanenfrau von der britischen Luftaufsicht für ihren Flug keine Freigabe.