Das Gleitschirmfliegen rund ums kolumbianische Roldanillo und das Valle de Cauca könnte durch neue Luftraumregelungen stark eingeschränkt werden. 

Nur schmale Korridore (blau) auf beiden Seiten des Tales
Valle de Cauca sollen den Gleitschirmfliegern als offiziell
genehmigter Luftraum bleiben. Rot sind Sperrzonen
um Flugplätze. (Darstellung nicht genordet)
// Quelle: Facebook
Roldanillo und andere Gemeinden im kolumbianischen Valle de Cauca haben in den vergangenen Jahren einen starken touristischen Aufschwung erlebt. Die Gleitschirmfliegerei spielte in dieser Entwicklung eine bedeutende Rolle. Kürzlich erst zeigte das PWC Superfinale in Roldanillo, welche guten Streckenflugmöglichkeiten die Region zu bieten hat. Doch diesem Paradies droht Ungemach.

Das Problem: Viele Gleitschirmflieger, sowohl Einheimische wie Touristen, fliegen kreuz und quer durch das Valle de Cauca, ohne sich groß um andere Luftfahrtteilnehmer zu scheren. Und dabei geht es nicht nur um ausdrückliche Sperrzonen um die Regional- und Militärflugplätze im Tal, in die immer mal wieder eingeflogen wird. Da auch die Anflugrouten der "großen" Flieger durch das Tal führen, kommt es immer öfter zu Konflikten. Verkehrsflugzeuge mussten schon Gleitschirmtrauben ausweichen, gelegentlich mussten Flugplätze wegen des nahen Gleitschirmflugbetriebes stundenlang geschlossen werden. Für die Behörden steht fest: So kann es nicht weitergehen.

Die kolumbianische Zivilluftfahrtbehörde hat kürzlich Pläne veröffentlicht, in denen sie das Gleitschirmfliegen nur in relativ schmalen  Korridoren entlang der Talhänge im Westen wie im Osten ausdrücklich erlaubt. Die thermisch attraktive Talmitte bliebe demnach für die Gleitschirmflieger gesperrt. Um von der West- auf die Ostseite des Tales zu gelangen, steht nur ein schmaler Korridor zur Verfügung, der allerdings nur in der Mittagszeit für zwei Stunden geöffnet ist. Wer zu anderen Zeiten außerhalb dieser Korridore mit dem Gleitschirm unterwegs sein wollte, müsste beim kolumbianischen Militär, das noch immer die Oberhoheit der Luftraumkontrolle des Landes innehat, eine Sondererlaubnis einholen.

Das Militär wiederum hat selbst schon Regeln verkündet, nach denen solche Sondererlaubnisse erteilt werden sollen. Demnach müssten alle Piloten bei einem örtlichen Verein oder Veranstalter gemeldet sein. Der Verein müsste dann den Flugbetrieb mit Flugzeiten und Flugrouten fünf Tage im voraus anmelden, mitsamt einer Liste der teilnehmenden Piloten. Das Militär würde dafür dann eine entsprechende Notam-Meldung herausgeben.

Da ein solches Vorgehen im Alltag, jenseits großer Wettbewerbe, vollkommen unpraktikabel ist, kommen diese Vorgaben einem Verbot des Gleitschirmfliegens in weiten Teilen der Region gleich. Entsprechend groß ist die Sorge der Gemeinden, dass sie an touristischer Attraktion und damit an Einnahmequellen verlieren könnten.

Noch ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit nicht gesprochen. Es sind Gespräche geplant zwischen Vertretern der Gemeinden, lokaler Gleitschirmclubs, Luftfahrtbehörde und Militär, um nach praktikableren Lösungen zu suchen. Eins dürfte aber schon klar sein: Die wilden Zeiten der scheinbar unreglementierten, vor allem aber wenig kontrollierten Gleitschirmfliegerei in Kolumbien gehen zu Ende.

2016 hieß es übrigens schon einmal, die Fliegerei in Roldanillo sei in Gefahr (Lu-Glidz berichtete). Damals gab es Pläne eines großen Stromversorgers, eine Hochspannungsleitung entlang der Hänge zu bauen, die von Gleitschirmfliegern intensiv genutzt werden. Doch nach Protesten der Gemeinden im Valle de Cauca wurde die Trassenführung so geändert, dass sie nicht mehr die bekannten Fluggebiete der Region durchschneidet.