Als Gleitschirmliterat und -abenteurer war Oliver Guenay ein Pionier der Szene. Kürzlich ist er im Alter von 56 Jahren an einer rätselhaften Krankheit gestorben.

Oliver Guenay bei einem seiner letzten Bergabenteuer im Zelt.
// Quelle: O.Guenay
Die letzten drei Jahre seines Lebens waren tragisch. Ein zerstörerisches Bakterium bemächtigte sich seines Darmes. Nahrung konnte er noch aufnehmen, doch die Nährstoffe kamen immer weniger dort an, wo sie im Körper nützlich wären. Muskeln und Knochen schwanden, während seine Bauchhöhle sich mit Flüssigkeit aufblähte wie ein Medizinball.

Auf Facebook zeigte Oliver Guenay sein Leid, auch als Hilferuf. Wegen der Krankheitskosten zum Sozialfall geworden, versuchte er in der Not wiederholt per Crowdfunding Geld für Therapien auch abseits der in seinem Fall ratlosen Schulmedizin zusammen zu bekommen. Am Ende verlor er den Kampf. Ein Trauerspiel.

In seinen kraftvollen Jahren liebte Oliver Guenay das Leben und suchte das Abenteuer. Erst als Kletterer, dann mit dem Gleitschirm zog er in die Welt und dokumentierte seine Trips. Er bereiste 73 Länder und sprach sieben Sprachen. Ein Sammler von einmaligen Eindrücken, die er gerne teilte. Dutzende Berichte sind in diversen Magazinen erschienen.

Zu Zeiten als es noch keine so gut gepflegten Startplatzdatenbanken gab, waren seine Bücher wie "Die schönsten Fluggebiete der Alpen" oder "Die schönsten Fluggebiete rund ums Mittelmeer" wertvolle Informationsquellen. Jahre vor dem Hike-and-Fly-Boom sorgte er mit einer Biwaktour von der Südschweiz bis nach Bayern für Aufsehen. Lange bevor auch Flugschulen ins Fernreise-Business einstiegen, bot er außergewöhnliche Touren an. Madagaskar, Äthiopien, Marokko, Chile, Nepal etc. Seine Art zu Reisen war speziell und unorthodox. Wo es keine Startplätze gab, schuf er welche. Wo bekannte Flugrouten fehlten, flog er mutig voran.

Die Gleitschirmszene trauert um einen ihrer Pioniere.