Ewas Gewitterflug ist auf allen Kanälen. Ein Grund mehr, sich noch ein bisschen mit der Meteorologie des ganzen zu beschäftigen. Schließlich steht auch die Frage im Raum: Warum sind die Piloten bei solchen Bedingungen überhaupt gestartet?

Die Grafik zeigt einen Radiosondenaufstieg aus Australien, in dem man gut die entsprechende Luftschichtung erkennen kann. Der DHV-Wetterfrosch Volker Schwaniz hat dabei die wichtigsten "Erkenntnisse" ergänzt, die man aus so einer Grafik heraus lesen kann.

So kann man erkennen, dass die Luftmassen erst in einer Höhe über 2500m labil sind. Darunter ist ein eher stabiler Bereich, der die meisten Thermikschläuche ausbremsen würde. Denn damit ein Luftpaket diese stabile Zone durchbrechen kann, müsste es am Boden schon um die 35°C heiß werden. Solche Temperaturen werden auch in Australien erst im Tagesverlauf erreicht. Das bedeutet: An diesem Tag wird die Thermik am Anfang noch recht schwach und oberhalb 1000m auch recht zäh gewesen sein. Wolkenbildung ist dann kaum zu erwarten und die Piloten starten erst einmal bei "schönstem" Wetter.

Das kann sich schlagartig ändern, wenn so ein heißer Luftschlauch durch die stabile Schicht dringen kann. Dann kommt die Thermikblase in den eher labilen Bereich, wird schneller und weiter aufsteigen und ab dem Kondensationsniveau natürlich auch als Wolke sichtbar werden.

Wie hoch solche Wolken - verstärkt durch die bei der Kondensation frei werdenden Energie - schießen können, kann man aus einem Temp sehr schön herauslesen. Dafür folgt man vom Kondensationsniveau (der unteren dicken blauen Linie) der so genannten Feuchtadiabate (gekrümmte, dünne blaue Linie), und zwar so lange, bis diese Feuchtadiabate die Temperaturkurve schneidet (durch obere dicke blaue Querlinie markiert). Schaut man nun auf die Luftdruckskala (Links) und rechnet das ganze in Höhenmeter um, so kommt man auf über 10.000 Meter. Wolken in dieser Ausdehnung sind typischerweise Gewitterwolken.

Nun heißt ein solcher Temp allerdings nicht zwangsläufig, dass an dem Tag überall die Gewittertürme wachsen werden. Der Temp zeigt nur, dass ein entsprechendes Risiko und Potenzial zur Überentwicklung vorhanden ist (falls eine ausreichend starke Thermik eine entsprechende Höhe erreicht). Mit diesem Wissen sind die Piloten in Australien auch in die Luft gegangen.

Sobald freilich die Cumulonimben in die Höhe schießen, sollte jedem Flieger klar sein: Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem die Atmosphäre überall gewissermaßen überkochen kann. Wer auf Sicherheit bedacht ist, sollte dann immer landen gehen und dem imposanten Wolkenschauspiel lieber vom Boden aus zuschauen. Die Einschätzung, die Labilität und das (zu) starke Steigen mit angelegten Ohren etc. meistern zu können, kann sonst schnell zur Überschätzung werden. Dann ist viel Glück gefragt, damit man heil aus solchen Monstren wieder rauskommt.

Wer noch mehr über des Lesen und Auswerten von Temps lernen möchte, dem empfehle ich diese Internetseite: http://www.wetterklima.de/flug/temp/overview.htm