Foto: DHV
Der DHV ist ein Verband, bei dem viel auf gute Stimmung und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Fliegern gesetzt wird. Da darf dann auch bei den Jahreshauptversammlungen gefeiert werden, um ansonsten die vorgeschlagenen Tagesordnungspunkte und Wahlen möglichst einstimmig durchzuwinken. So ist es auffällig, wenn plötzlich ungewohnte Entwicklungen in diesem System passieren - so wie es am vergangenen Wochenende geschah. Da bekam der amtierende Sportvorstand Ralf Schöffel eine Gegenkandidatin, die am Ende sogar knapp von der Mehrheit der Delegierten gewählt wurde: Yvonne Dathe.

Yvonne ist Mentaltrainerin und konnte vielleicht auch deshalb überzeugen. Das Interessante an dieser Entwicklung ist allerdings, dass Yvonne ein etwas anderes Verständnis vom "Sport" im Gleitschirmflug vertritt als Ralf Schöffel. Denn immerhin ist sie mehrmalige deutsche Meisterin und Mitglied in der Nationalmannschaft, und damit eine Protagonistin für eine Form des Wettbewerbs, die in den vergangenen Jahren vom DHV eine eher sinkende Unterstützung erfahren hat.

Mit dieser Wahl könnten durchaus ein paar Weichen künftig anders gestellt werden. Und vielleicht ist es sogar eine weise Entscheidung, lieber wieder etwas mehr auf zentrale Wettbewerbe unter Spitzenpiloten und eine ausgeprägten Nachwuchsschulung zu setzen, als die Freizeitflieger sich zu Tausenden im XC-Vergleich messen zu lassen, was nur den auch vom DHV kritisch beäugten Leistungsdrang in den unteren Gleitschirmklassen fördert.

Interessant ist freilich auch, wie der DHV mit einem solchen Wandel PR-technisch umgeht. Im Bericht von der JHV auf den eigenen Internetseiten ist davon erst nach viel Geplänkel um Status quo, Breakdance-Show und dem Starkbierstädtchen Gunzenhausen im vorletzten Absatz dürr zu lesen: "Spannend war das Kopf an Kopf Rennen von Ralf Schöffel und Yvonne Dathe um den Sportvorstand. Mit drei Stimmen Vorsprung gewann Yvonne im zweiten Wahlgang."