Die Gleitschirmfliegerei in den USA steht vor dem möglichen Aus für viele beliebte Fluggelände des Landes, wenn eine große Herausforderung nicht gemeistert werden sollte. Der dortige Drachen- und Gleitschirmflugverband USHPA muss bis Anfang März 2016 mindestens zwei Millionen US-Dollar aufbringen, damit der Flug- und Schulungsbetrieb in rund 200 Fluggebieten weiter gehen kann. Diese Summe ist nötig, damit die USHPA selbst im Stile einer Haftpflichtversicherung für mögliche Schäden an Dritten in den Geländen aufkommen kann.

Bisher hatte der Verband dafür einen Vertrag mit einem externen Versicherer. Dieser hatte allerdings über die Jahre die Prämien immer weiter erhöht und schließlich verkündet, keine Haftung mehr für den Schulungsbetrieb in den Geländen übernehmen zu wollen. Die USHPA fand auch keinen anderen Versicherer als Ersatz. So blieb nur noch der Plan, sich nach US-Haftungsrecht als sogenannte Risk-Retention-Group (RRT) zu organisieren, um selbst als Gemeinschaft das Haftungsrisiko zu übernehmen. Zwei Millionen US-Dollar ist der Grundkapitalstock, den die USHPA aufbauen muss, um offiziell als RRT anerkannt zu werden.

Aktuell sind im Rahmen der Kampagne "Free Flight Forever" schon rund 1,1 Millionen Dollar zusammen gekommen, hauptsächlich durch Großspenden, darunter 500.000 Dollar von der Free Flight Foundation. Die USHPA will 300.000 Dollar durch den Verkauf ihrer Geschäftsstelle aufbringen, Flugschulen spendeten mehr als 250.000 Dollar. Jetzt sind die Einzelmitglieder des Verbandes aufgerufen, mit weiteren Spenden in die Zukunft der Gleitschirmfliegerei in den USA zu investieren. Zudem wird auch ihr Mitgliedsbeitrag im kommenden Jahr von 99 auf 150 Dollar steigen.

Die Versicherungslage in den USA ist eine Besondere. Viele Fluggebiete liegen dort auf Privatgeländen. Bei Unfällen, bei denen Dritte wie z.B. Zuschauer zu Schaden kommen, könnten auch die Grundbesitzer verklagt und haftbar gemacht werden - etwa weil sie keine Warnschilder oder Schutzzäune aufstellten. Zudem werden in den USA den Geschädigten häufig weitaus höhere Entschädigungen von den Gerichten zugesprochen als in Europa. Ohne eine entsprechende Absicherung im Rücken würde deshalb kaum ein Privatmann die Piloten auf seinen Grund und Boden lassen.

Der Fall zeigt einmal mehr, welch starken versicherungstechnischen Fesseln die angeblich so freie Fliegerei unterworfen ist. Und er zeigt, wie wichtig starke nationale Verbände sind, die es schaffen, den Piloten innerhalb dieser Fesseln eine größtmögliche Freiheit zu "versichern".