Der Buzz Z5 offenbart im Gegenlicht ein erstaunlich komplexes Innenleben für einen Low-B - u.a. mit Querzugbändern auf allen Leinenebenen und Miniribs. |
Die Buzz-Serie als Low-Level-B wurde von Ozone über die vergangenen Jahre immer weiter entwickelt. Die technischen Grunddaten änderten sich dabei nur wenig. Beim aktuellen Buzz Z5 haben die Konstrukteure erstmals einen etwas größeren Evolutionsschritt gewagt, vor allem um einen deutlichen Leistungssprung zu erreichen. Die Streckung blieb weitgehend gleich (5,16), doch der Z5 erhielt drei zusätzliche Zellen (jetzt 48), ein anderes Profil, erstmals eine Shark-Nose, ein verkürztes und optimiertes Leinenlayout sowie eine harmonischere Schirmkrümmung und Spannungsverteilung. Vom Konzept her folgt der Buzz Z5 jetzt klar der Designlinie von Delta 2 und Rush 4. Wie viel von deren ausgewogenem Charakter sich im kleinen Bruder wiederfindet? Das war eine der Fragen, der ich mit dem Test auf den Grund gegangen bin.
Der Buzz Z5 als idealer Demo-Flügel bei einem organisierten Starkwind-Starttraining am Übungshang. // Foto: G. Kiphard |
Nur bei richtig starkem Startwind wird die Kappe etwas anspruchsvoller. In seiner natürlichen Krümmung vorgefüllt und mit gestreckten Leinen am Boden hockend, tendiert der Schirm dazu, die Ohren anfangs etwas schneller steigen oder umschlagen zu lassen. Das bringt Unruhe ins System. Mit Zug über die C-Gurte allein lässt sich dieses Verhalten nicht mehr zuverlässig unterbinden. Der Pilot wird gezwungen, die am Boden liegenden Außenflügel mit der Bremse zu sich heranziehen. Aus dieser Position heraus ist ein gut kontrollierter Starkwindstart allerdings deutlich erschwert. Man läuft Gefahr, vom sonst so zahmen Z5 doch noch ausgehebelt zu werden. Das gilt aber, wie gesagt, nur bei wirklich kräftigen Bedingungen, die schon weit außerhalb des üblichen Startfensters eines weniger groundhandling-erprobten Ottonormalpiloten liegen.
Dünne, unummantelte Galerieleinen. An den abgestuften Dicken erkennt man den leistungsorientierten Ansatz. |
Landen: Wie der Start, so ist auch die Landung mit dem Buzz Z5 einfach. Auffällig ist der lange Bremsweg bis zum Strömungsabriss. Enges Einbasteln beim Toplanden sollte mit dem Z5 selbst für Grobmotoriker nicht gleich selbstgefährdend sein.
Bremsen: Der Buzz Z5 hat einen Vorlauf von rund zehn Zentimetern an der Bremse. Danach setzt die Wirkung bei einem angenehm niedrigen Bremsdruck ein, nimmt aber nach unten deutlich zu. Die Bremswege des Z5 sind klassentypisch lang. Allerdings weist die Bremswirkung eine auffällige Stufe auf. Beim homogenen, flachen Kurvenfliegen braucht's nur wenig Zug, um schon enge Kreise zu drehen. Da reagiert der Schirm erstaunlich direkt und erweckt den Eindruck hoher Agilität. Gerade beim Soaren im schwachen Steigen fällt das sehr positiv auf. Will man den Flügel allerdings steiler stellen oder muss in einen kräftigen Aufwind eindrehen, verlangt der Schirm ein deutlich tieferes Nachdrücken. Diese Bremscharakteristik ist bei weitem nicht so linear wie beim größeren Bruder Rush 4.
Kappenfeedback: Der Buzz Z5 hat eine, wie in diesem Segment üblich, eher gedämpfte Kappencharakteristik. Die Rückmeldungen sowohl über die Tragegurte wie über die Bremsen sind aber eindeutig genug, um damit die Luftmassen differenziert lesen zu können. Über die Bremse gibt der Schirm etwas differenzierter Rückmeldung an den Piloten als z.B. ein Nova Ion 4.
Gewichtssteuerung: Der Buzz Z5 reagiert nur wenig und verzögert auf Gewichtssteuerung. Man muss seinen Körper schon sehr deutlich verwinden, um einen nutzbaren Kurveneinschlag zu erreichen. Im Endeffekt könnte sich ein Pilot vom Z5 schnell dazu verleiten lassen, fast völlig auf den Gewichtseinsatz zu verzichten.
Beim Buzz Z5 setzt Ozone erstmals auch im Sektor der Low-Level-B auf eine klassische Shark-Nose. |
Gewichtsverlagerung nach außen – eine Technik, um rollfreudigere Schirme beim Kreisen flacher zu halten – quittiert der Buzz Z5 mit einem recht schwammigen Gefühl. Da der Schirm von sich aus zum Flachdrehen tendiert, kann man auf solche Tricks aber getrost verzichten.
Thermikeigenschaften: Der Buzz Z5 zeigt das Steigen sehr schön und differenziert an. Beim Einflug in Thermiken bleibt die Kappe neutral oder zieht sogar willig zum Steigzentrum hin. Vor allem in schwächeren Bärten steigt der Schirm sehr gut. In kräftigeren Schläuchen, die ein steiles Eindrehen im engen Steigkern erfordern, lässt der Buzz Z5 aber etwas an Punch vermissen. Der Pilot muss des öfteren gegen eine Aufrichtetendenz ankämpfen. Wer sich hier nicht traut, den Außenflügel ganz frei zu geben und laufen zu lassen, wird zwangsläufig auf etwas größere Kreisradien gezwungen. Der angepeilten Low-B-Pilotengruppe wird das vielleicht kaum negativ auffallen, da nur wenige davon schon die nötige Technik des Engkurbelns kontrolliert beherrschen. Doch es ist gerade dieser Punkt, bei dem die Handlings-Unterschiede zu einem Rush 4 am deutlichsten hervor treten.
Kugelgelagerte große Beschleunigerrollen. |
Ohrenanlegen: Die Ohren sind vergleichsweise leicht zu ziehen und zu halten. Lässt man die äußeren A-Leinen wieder los, öffnen die Ohren selbstständig, aber mit einer leichten Verzögerung. Löblicherweise bleiben sie ruhig und zeigen keine Tendenz zum Schlagen.
Steilspirale: Wie schon von der Kurvencharakteristik her zu erwarten, braucht der Buzz Z5 etwas Zeit und vor allem Nachdruck, um in die Spirale abzukippen und höhere Sinkgeschwindigkeiten zu erreichen. Einmal drin, erweist sich dieses Manöver aber als gut kontrollierbar. Man muss nur mit der Außenbremse etwas vorsichtiger umgehen, um den Schirm nicht zu früh aus der Spirale zu holen.
Frontklapper: nicht geflogen.
Seitenklapper: Ich habe nur unbeschleunigte Klapper um 50-70% gezogen. Hierbei zeigte der Buzz Z5 im Vergleich mit anderen Schirmen seiner Streckungsklasse eine mittlere Dynamik. Der Z5 dreht relativ flott ab, stoppt diese Drehung aber genauso schnell nach rund 90° und öffnet dann progressiv ohne weitere Auffälligkeiten.
Nicken: Der Buzz Z5 ist, wie viele der neueren Schirme, sehr pitchstabil - wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie z.B. ein Ion 4. Beim induzierten Nicken zeigt die Kappe nur eine moderate Dynamik und lässt sich sehr gut abfangen.
Rollen: Das Aufschaukeln um die Längsachse ist keine Stärke des Buzz Z5. Die geringe Ansprache auf Gewichtsverlagerung führt dazu, dass der Schirm sich allein mit Gewicht nur zu schwachen Oszillationen bewegen lässt. Mit betontem Bremseinsatz lässt sich dem Schirm dann zwar doch noch eine ansprechende Dynamik entlocken, doch zum Freestyle-Ass wird das kaum reichen. Als solcher wurde der Z5 aber auch nicht konzipiert.
Packen: Der Buzz Z5 besitzt steife gekreuzte Stäbchen an der Eintrittskante. Sie reichen rund 35 cm ins Segel hinein. Der Schirm lässt sich sowohl lang (gedrittelt) als auch kürzer (geviertelt) problemlos zusammenfalten. Das erreichbare Packmaß ist voll alltagstauglich.
Buzz Z5-Tragegurt mit inkonsistenter Farbcodierung, z.B. mit blauen A-Gurten aber roten Leinen... |
Dazugelernt hat Ozone beim Einbau der Stäbchen: Diese drücken beim Buzz Z5 nicht mehr direkt gegen das Obersegel (wie es bei früheren Modellen üblich war), sondern sie sind etwas nach innen versetzt in einem schützenden Verstärkungsband eingenäht. Das reduziert die Gefahr, den gespannten Stoff des Obersegels beim Ziehen über den Boden aufzuscheuern.
Unpassend für dieses Klassensegment finde ich die sehr dünnen Galerieleinen des Buzz Z5. Sie verlangen durch ihre Kringelneigung eine erhöhte Aufmerksamkeit des Piloten. Wenig durchdacht erscheint mir die Farbwahl der Markierung der Tragegurtebenen. Die A-Gurte sind oben blau, tragen aber rote Leinen. Die B-Gurte sind grau, tragen ihrerseits nun blaue Leinen. Die C-Gurte wiederum sind ebenfalls grau, wobei die Leinen lila sind. Der Stabilo ist grün, die Bremsleine gelb mit einem eingesetzten roten Leinenabschnitt. Warum hier nicht jede Gurtebene eine eigene, eindeutige Farbe besitzt, die zudem bei Gurt und den jeweiligen Leinen identisch ist, bleibt das Rätsel der Ozone-Designer.
Fazit: Mit dem Buzz Z5 ist Ozone ein sehr ansprechender Schirm im Bereich Low/Mid-B gelungen. Mit seinem herausragenden Start- und auch ansonsten sehr gutmütigem Flugverhalten ist es der ideale Schirm für Aufsteiger aus der A-Klasse, für manche sicher auch direkt nach der Schulung. Sein erstaunlich hohes Leistungspotenzial, gerade auch im beschleunigten Flug, wird bei der angestrebten Zielgruppe wenig Wünsche offen lassen - selbst bei denen, die auch schon von etwas weiteren Strecken träumen. Hier spürt man deutlich die Verwandtschaft zum höher angesiedelten Rush 4. Die leichten Abstriche im Handling im Vergleich zum Rush sollten nur die wenigsten kümmern, zumal sie nur bei starker Thermik auffallen. Mit seinem sehr ausgewogenen Verhältnis von Leistung zu Komfort dürfte der Buzz Z5 den Ansprüchen und dem Könnensstand der meisten Ottonormalpiloten mehr als genügen.
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7 Kommentare
... interessant wäre nun ein direkter Text-Vergleich zum ION 4 ...
AntwortenLöschen@Thomas: Jeder kann auch meinen Ion4-Test lesen und wird sicherlich ein paar Unterschiede erkennen. Beides sind sehr schön zu fliegende Schirme. Wenn ich wählen dürfte, hätte ich gerne den leichteren Bremsdruck und den leichter zu tretenden Speed des Buzz gepaart mit dem (in starken Thermiken) direkteren Handling des Ion. Gewicht und Packmaß sprechen mehr für den Ion, das Startverhalten des Buzz Z5 ist wiederum noch etwas einfacher als beim Ion. So könnte man alle Punkte durchgehen und am Ende feststellen: Stets sind es nur Feinheiten, die je nach persönlichem Geschmack und nach persönlicher Flugweise mal für das eine oder andere Modell sprechen.
AntwortenLöschenHi, thanks for the review.
AntwortenLöschenIf you don't mind, I referred to your review in paragliding forum under the Buzz Z5 heading.
Regards
Der Grund, warum Hersteller zu möglichst dünnen Leinen tendieren ist einfach das die Leistung viel Stärker davon abhängt als man denkt.
AntwortenLöschenLeinen reduzieren bei modernen EN-B die Gleitzahlen um ca. 2,5 Punkte. Würde man nur 50% dickere Leinen nehmen würde die Gleitzahl nochmal und ca. 1,5 Punkte absacken, also 15-20% schlechter. Damit würde der best gehenkte Schirm der Klasse sich dann ganz ganz hinten einsortieren. Der Schirm währe als Sinktüte verschrieen und keine will so was dann noch kaufen, selbst wenn es besser für ihn währe.
Liebe Grüße, Armin
Schöner Bericht eines tollen Schirms! Da freue ich mich auf den Geo 5. Bin mal gespannt, ob Nova vom ION 4 eine Leichtversion bringt. Wenn sie den ohnehin schon sehr leichten Schirm nochmal "ausmisten", wäre das ein ziemlich cooler h&f Schirm.
AntwortenLöschenDanke für den ehrlichen Bericht, der auch die paar weniger guten Eigenschaften des Schirms nicht unerwähnt lässt. Das hat leider Seltenheitswert neben all den anzeigenfinanzierten Reviews und schöngefärbten Berichten von Verkäufern und Besitzern.
AntwortenLöschenHast du auch vor, den dritten im Bunde der neuen low-B Schirme zu testen, den Epsilon 8?
Hallo Lucian,
AntwortenLöschenDanke für den Test, der Z5 ist für mich ein Kandidat für die nächste Saison, da er auch mit Motortragegurten zum Kona umgerüstet werden kann und somit auch eine DGAC-Zertifizierung hat.
Kleine Anmerkung: ich hatte jetzt 3 B-Schirme mit unummantelten Galerieleinen (Oryx M und S, Geo4) und hatte nie ein Problem damit. Beim Geo4 habe ich eher mal verknüttelte Stammleinen, aber die sind ja ummantelt.
Grüße Klaus
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