Die Messelandschaft der Gleitschirmbranche steht vor einem Umbruch. Die Thermikmesse erfindet sich 2018 neu, bekommt allerdings auch Konkurrenz. 

So will sich 2018 die neue European Paragliding Convention
im Europapark Rust präsentieren. // Quelle: EPC - G. Reusch
Wer am 18. Februar zur Thermikmesse fährt, darf in diesem Jahr auch Abschied nehmen. Denn die Thermikmesse wird es im kommenden Jahr in der bekannten Form am Standort Sindelfingen nicht mehr geben.

Veranstalter Jürgen Häffner hat große Pläne: Er will 2018 die Thermikmesse als eine zweitägige "Sonderausstellung" unter dem Dach der Mitte Januar stattfindenden, großen Touristikmesse CMT in den Stuttgarter Messehallen neu aufziehen. Von diesem Schritt verspricht er sich neue Impulse und vor allem auch ein breiteres Publikum. Aussteller bekämen die Chance, nicht nur das übliche Klientel, sondern auch allgemeine Messebesucher für den Gleitschirmsport zu begeistern und womöglich neue Kunden zu gewinnen.

Mit Blick auf die bestehende Thermikmesse sagt Häffner selbst, es herrsche Stillstand und sei jedes Jahr dasselbe Ding. Es kämen 3000 bis 3500 Besucher. Am Standort Sindelfingen sieht er kein Entwicklungspotenzial mehr. Durch die Eingliederung in die CMT hofft er, die Thermik interessanter zu machen - sowohl für die Aussteller wie für die Besucher.

Ob diese Rechnung aufgeht? Manche Gleitschirmhersteller sehen das neue Konzept kritisch. Schon die Thermikmesse in ihrer bekannten Form halten viele nicht für ideal, weil sie mit ihrem Basar-Charakter zu wenig Raum und Zeit lässt für echte Fachgespräche. Business-Kontakte zu den direkten Kunden der Hersteller, den Flugschulen und Shops, bleiben rar. Stattdessen werden die Stände von "interessierten" Endkunden belagert, denen man dutzendmal die gleichen prospektschönen Sätze vorbetet. Ein verkaufsfördernder Effekt in die Breite ist damit schwer zu erreichen.

Dass eine Thermikmesse im Umfeld einer Touristikmesse dieses Dilemma löst, ist freilich kaum zu erwarten. Die möglichen zusätzlichen Besucher dürften dort auch kein Fachpublikum, sondern eher interessierte Laien sein. Sie zu bedienen und mit Infos anzufüttern, passt eher zum Interesse von Flugschulen oder Flugregionen, als von Geräteherstellern. Die Auswahl der Aussteller und die Ausrichtung ihrer Präsentation auf der Thermikmesse könnten sich deshalb verschieben.


European Paragliding Convention

Welchen Charakter und welchen Zuspruch aus der Branche die "neue" Thermikmesse am Ende haben wird, ist nicht nur deshalb schwer abzusehen. 2018 wird es erstmals auch eine direkte Konkurrenzveranstaltung geben: EPC, die European Paragliding Convention, soll Treffpunkt für Businessgespräche und Wissenstransfer der Gleitschirmszene werden. Der Kopf dahinter: Guido Reusch, früherer Leiter der Zulassungsstelle EAPR und aktueller Sekretär der Herstellervereinigung PMA.

Die EPC ist als zweieinhalbtägige Fachmesse plus Kongress geplant. Termin und Location stehen fest: 2. bis 4. Februar 2018 in den Messehallen des Europaparks Rust bei Offenburg. Dort stehen mehr als 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche (etwas weniger als bei der Thermik in Sindelfingen) und diverse Veranstaltungsräume zur Verfügung. Zudem gibt es im direkten Umfeld fünf Hotels. So hofft Reusch ein attraktives Branchen-get-together etablieren zu können.

"Wir wollen die Thermikmesse nicht kopieren", sagt er. Die EPC solle mehr Zeit bieten, mehr Raum für Business to Business Gespräche mit Flugschulen und Händlern. Zudem soll es parallel 20 Fachvorträge und Seminare geben, mit Themen nicht nur aus dem Gleitschirmbereich, sondern auch aus anverwandten Gebieten. "Wir wollen den Inhaltsschwerpunkt ganz bewusst auch auf einen Blick über den normalen Tellerrand hinaus lenken", sagt Reusch. Viel verspricht er sich von dem gewählten Standort Rust im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich. Das könnte ein internationaleres Fachpublikum anlocken, vor allem auch aus Frankreich. Die Vorträge sollen in Englisch gehalten werden.


Jetzt stellt sich die Frage, wie die Gleitschirmbranche auf die neuen Möglichkeiten reagiert. Dass zwei Fachmessen, wenn auch mit etwas anderem Zuschnitt, in so kurzer zeitlicher Folge stattfinden, dürften die wenigsten als glücklich empfinden.


Hast Du diesen Beitrag gerne gelesen? Werde zum Förderer von Lu-Glidz.